Anstatt das, was Sie nicht möchten.
Oder: Reden Sie mit Ihrem Kind so, wie sein Gehirn es versteht!
Wenn Ihr Kind nicht auf Sie hört, könnte es daran liegen, dass Sie sich falsch audrücken. Richtiger gesagt: Sie nicht mit Ihrem Nachwuchs hirngerecht kommunizieren.
Es gibt nämlich Informationen, die kann das Gehirn eines Kindes nicht verarbeiten, z. Bsp. negative Anweisungen. Wenn Ihr Kind mit einem randvoll gefüllten Glas ins Zimmer kommt und Sie rufen „Verschütte nichts!“. Was passiert dann? Genau, augenblicklich knickt die Hand ein und das Kind verschüttet den Inhalt des Glases. Die hirngerechte Anweisung wäre die positive Variante gewesen wie: „Halt das Glas gerade!“.
Über „nein“ und „kein“
Neulich in einem Café durfte ich Zeugin folgender Szene werden: An meinem Nachbartisch saßen zwei Mütter mit ihren Kleinkindern, schätzungsweise Zweijährige. Es wurde eingedeckt, Brot, Teller und Besteck. Die Kleinen bekamen große Augen und ein Stück Brot auf den Teller. Der Junge wollte es, wie es sich gehört, mit seinem Besteck essen. Die Mutter rief: „Nein, nicht mit dem Besteck! Nein, Leon, nein, nicht die Gabel!“. Beim nächsten „nicht die Gabel“ nahm sie ihm die Gabel weg und wiederholte nochmal „nicht die Gabel!“. Leon schaute verdutzt und griff zur nächsten Gabel. Die Nicht-die-Gabel-Arie der Mutter ging wieder von vorne los, diesmal in angespannter Haltung und im genervten Ton.
Was ist passiert? Weil Leon „nicht“ und „kein“ nicht verarbeiten kann, wusste Leon nicht, dass er etwas anders machen sollte. Schlimmer noch, da „nein“ und „kein“ in seiner Wahrnehmung quasi rausgefiltert werden, hört er genau genommen:
„Mit dem Besteck. Die Gabel! Die Gabel!“
Das Hirn Ihres Kindes arbeitet in Bildern
Hirntechnisch befinden sich Kinder bis zur Pubertät meist im Alpha-Zustand. Alphawellen tauchen dann auf, wenn wir relaxed sind und uns in einer leichten Trance befinden. Als Hypnosetherapeutin und Coach bringe ich meine Klienten in diesen Zustand, um Suggestionen zu verankern, Lösungen zu finden oder um ihm einen stressfreien Moment zu schenken. Denn im Alpha-Zustand erleben wir einen Flow und ein Gefühl der Integrität von Körper und Geist, unsere kreative Energie wird aktiviert. Im normalen Tagesbewusstsein, wenn wir Erwachsene uns unterhalten, schwingt unser Gehirn im Bereich der Betawellen. Wir sind bewusst und können logisch denken, sind angespannt. Schwingen wir im Alpha, ist unsere bewusste Aufmerksamkeit eingeschränkt, das Gehirn arbeitet eher in Bildern als in Zahlen oder Fakten. Und das ist der Grund, warum wir dann eine Negation rausfiltern: Weil es keine negativen Bilder gibt. Es gibt Bilder, die negative Gefühle hervorrufen, das ja. Doch es gibt an sich keine negativen Bilder.
Experiment
Die Profis unter uns kennen es schon, doch befolgen Sie bitte diese Anweisung:
„Stellen Sie sich jetzt keinen rosaroten Elefanten vor!“
Was passiert?
Genau, Sie sehen in Ihrer Vorstellung einen rosaroten Elefanten. Kommen wir wieder zu Leon zurück. Sein rosaroter Elefant war an jenem Morgen die Gabel.
Klare Ansagen, positiv ausgedrückt
Natürlich ist Leons Mutter keine schlechte Mutter. Im Gegenteil, sie wollte Leon natürlich beschützen. Es ist die Art der Kommunikation, die wir kultiviert haben. Und anscheinend haben wir eher kultiviert, das auszudrücken, was wir nicht möchten als das auszudrücken, was wir möchten. Wie die andere Mutter, denn sie sagte zu ihrer Tochter: „Lass die Gabel, nimm doch das Brot in die Hand!“. Augenblicklich ging die kleine Hand auf, die Gabel fiel auf den Tisch zurück, und die Süße griff nach dem Brot. Das Resultat war eine total entspannte Mutter und ein glückliches, Brot mümmelndes Kind.
Ich glaube nicht, dass Leon jetzt ein Gabel-Brot-Trauma davon trägt. Doch Tatsache ist, dass er sich für seinen Entwicklungsstand richtig verhalten hatte, indem er nach der nächsten Gabel griff. Doch die Mutter war gestresst, reagierte genervt und angespannt auf sein vermeintlich richtiges Verhalten. Wo er sonst Lob bekommt, wurde ihm grob etwas entrissen, die Mutter wurde hart und streng. Ambivalente Signale sorgen natürlich für Verwirrung. Wie soll er sich da richtig verhalten? Wie gesagt, es war ja an sich eine harmlose Situation. Doch auf meinem Rückweg ins Büro kam ich an einem Spielplatz vorbei, wo ein Vierjähriger auf einem Klettergerüst wagemutig auf der höchsten Sprosse turnte. Der Vater rief ihm zu: „Fall nicht runter!“ und ich ganz schnell: „Ja, halt dich fest!“
Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, besuchen Sie doch einen meiner interaktiven Vorträge „Kids Empowerment – Hirngerechte Kommunikation: Reden Sie so mit Ihren Kindern, dass Sie verstanden werden“. Termine auf Anfrage!
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